Gedankenlosen Eingriff in die Natur stoppen – offener Brief der Paderborner Umweltschutzverbände

Gedankenlosen Eingriff in die Natur stoppen – offener Brief der Paderborner Umweltschutzverbände

Offener Brief an den Vorsitzenden und die Mitglieder des Umweltausschusses der Stadt Paderborn, 24. Oktober 2024

Sehr geehrter Herr Schröder,
sehr geehrte Mitglieder des Umweltausschusses,


mit großer Verwunderung haben wir zur Kenntnis nehmen müssen, dass die FDP im Rat der Stadt Paderborn den Antrag gestellt hat, die erst vor wenigen Jahren vom Rat beschlossene Baumschutzsatzung wieder zurückzunehmen.

Ist es denn nicht inzwischen Allgemeinwissen geworden, dass alles, was dem Schutz und dem Erhalt großer Laubbäume im Siedlungsbereich dienlich ist, bei Klimawandel und den immer notwendiger werdenden Klimafolgenanpassungsmaßnahmen unterstützt und noch verbessert werden muss?
Alle unsere Verbände haben in den vergangenen Jahren vor In-Kraft-Treten der Baumschutzsatzung immer wieder die leidvolle Erfahrung machen müssen, dass sie bei Hilfeanrufen besorgter Bürger, die das angekündigte Fällen von Bäumen in ihrer Nachbarschaft verhindern wollten, nichts machen konnten, ebenso wenig wie die eingeschaltete Verwaltung. Zuviel Schatten, lästiges Laubfegen, aufwendiges Jäten von Keimlingen, Platz für einen Geräteschuppen oder ein weiterer Autostellplatz… der Argumente gibt es viele. Weil es so ist, bedarf es vernünftiger, ordnungspolitischer Regelungen, damit unser Grundgesetz (“Eigentum verpflichtet”) auch in dieser Hinsicht entsprochen werden kann.
Die Paderborner Natur- und Umweltschutzverbände BUND, Greenpeace, NABU, Naturwissenschaftlicher Verein und pro grün appellieren daher an den Umweltausschuss, dem Antrag der FDP nicht zu folgen und die Baumschutzsatzung nicht wieder aufzuheben.

Ohne diesen Schutz können alte, wertvolle Bäume ungehindert gefällt werden und Neupflanzungen wären erst nach vielen Jahrzehnten ein gleichwertiger Ersatz.

Experten sagen: Eine etwa100 Jahre alte Buche, 20 m hoch, 13 m Kronendurchmesser, könnte gleichwertig nur ersetzt werden durch Anpflanzung von etwa 2.000 jungen Bäumen mit jeweils einem Kronenvolumen von 1 cbm, zu Kosten von 150.000 € (www.die-gruene-stadt.de). Die Bäume unserer Stadt spenden Schatten und an heißen Sommertagen Kühlung durch Wasserverdunstung, verbessern die Luft für Mensch und Natur durch Herausfiltern von Schadstoffen, entziehen der Luft CO2 und spenden uns Sauerstoff zum Atmen. Dazu bieten sie zahlreichen Tieren einen Lebensraum. Gerade in Zeiten des Klimawandels sind sie wichtiger denn je.




Liebe Ratsmitglieder, liebe Bürgerinnen und Bürger: Setzen Sie sich gemeinsam mit uns für den Erhalt der Baumschutzsatzung ein!
Wir müssen unsere Bäume bewahren, für uns, für zukünftige Generationen und für das ökologische Gleichgewicht in unserer Stadt. Ein Baum, der gefällt wird, lässt sich nicht einfach ersetzen. Übernehmen Sie Verantwortung und schützen Sie die grüne Lunge unserer Stadt!

Otmar Lüke (NABU)

Markus Müller (BUND)

Ulrich Mertens (Greenpeace)

Reinhard Schäck (Naturwissenschaftlicher Verein Paderborn)

Dieter Dubisch (pro grün e.V.)

PS. Seien wir nicht töricht und verhalten wir uns nicht so, wie die Männer, von denen Berthold Brecht in den nachfolgenden Zeilen berichtete:

Sie sägten die Äste ab, auf denen sie saßen und riefen sich zu ihre Erfahrungen, wie man schneller sägen könnte. Und fuhren mit Krachen in die Tiefe. Und die ihnen zusahen, schüttelten die Köpfe beim Sägen und sägten weiter.
Dies sind Sätze, die im eigentlichen wie auch im übertragenen Sinne ihre Gültigkeit haben.