Baumfällungen im „Winkelland“ – Kahlschlag ohne gültigen Bebauungsplan – Stadt Paderborn ignoriert Kompromissvorschläge

PRESSEMITTEILUNG
Pro Grün kritisiert Baumfällungen im „Winkelland“

Kahlschlag ohne gültigen Bebauungsplan – Stadt Paderborn ignoriert Kompromissvorschläge

„Tabula Rasa statt respektvoller Planung – und das ohne jede Notwendigkeit”, mit diesen Worten kritisiert Dieter Dubisch, Vorsitzender von Pro Grün, die jüngsten Baumfällungen im geplanten Neubaugebiet „Winkelland“.

Obwohl kein rechtskräftiger Bebauungsplan vorliegt, wurden bereits Fakten geschaffen: Ein wunderbarer Nadelbaum, der zu den wenigen Bäumen gehörte, die Pro Grün unbedingt retten wollte, wurde bereits gefällt. Fotos zeigen das traurige „Vorher–Nachher“ – ein Symbol für den Verlust, der vermeidbar gewesen wäre.
„Auf Forderung der Stadt haben einige Anwohner bereits alles platt gemacht“, erklärt Dubisch. „Noch bevor klare Konzepte vorlagen, wurden Bäume gefällt und die Anlieger verängstigt. Viele fürchten, dass ihnen die Räumungskosten in Rechnung gestellt werden, wenn sie nicht bis zum Jahresende 2024 den Forderungen der Stadt nachkommen. Diese Vorgehensweise ist nicht nur ökologisch fragwürdig, sondern auch menschlich verantwortungslos.“

Vorgeschichte:
Einige Anwohner hatten vor über 30 Jahren hinter ihren Gärten einen 30m Streifen vom benachbarten Landwirt gepachtet und bepflanzt. Als die Stadt das Land vor einigen Jahren vom Landwirt gekauft hat, kündigte der Landwirt den Pachtvertrag zum Ende diesen Jahres mit der Auflage, dass „alles in den Grundzustand “ zurück versetzt werden muss.
Da die begrünte Zone aber in einem Grünstreifen zwischen der jetzigen Bebauung und dem geplanten Neubaugebiet Winkelland liegt, war die Option naheliegend, die Bäume zu erhalten.
Eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern von Grünflächenamt, Planungsamt und dem Städtischen Entwässerungsbetrieb (STEB) sah jedoch eine völlige Neugestaltung des umstrittenen Bereiches zur Schaffung einer Retentionsfläche vor. Die Bäume wurden als nicht erhaltenswert befunden.
Allerdings liegt bis heute keine konkrete Berechnung über die zu erwartenden Wassermengen vor.
„Wie kann man behaupten, dass alle Bäume weg müssen, wenn die Grundlage fehlt, dass die von pro grün geforderten kleinen Inseln mit den größten Bäumen nicht stehen bleiben können?“ so pro grün.

Hintergrund: Ein überflüssiges Neubaugebiet

Die Stadt Paderborn plant im „Winkelland“ ein neues Wohngebiet. Doch laut Pro Grün ergibt sich hier ein Widerspruch: Die Stadt verfügt mit dem Barker-Areal bereits über die größte Konversionsfläche ihrer Geschichte. Auf den 54 Hektar der ehemaligen britischen Kaserne östlich des Stadtkerns entsteht „die Stadt von morgen“. Dieses Gelände bietet ausreichend Potenzial für neue Wohngebiete, moderne Konzepte und nachhaltige Stadtentwicklung.
„Wieso brauchen wir noch weitere Neubaugebiete wie das ‚Winkelland‘, wenn das Barker-Areal mit 50 Fußballfeldern Fläche gerade erst neu gestaltet wird?“, fragt Dubisch. „Es gibt keinen Bedarf – und trotzdem werden gesunde, wertvolle Bäume ohne Plan und Genehmigung gefällt.“

Pro Grün fordert Dialog statt Kahlschlag

Besonders enttäuschend ist für Pro Grün der Umgang mit Vorschlägen zur naturverträglichen Gestaltung des Gebiets. So hatte der Verein eine Kompromisslösung vorgelegt:

  • Schaffung von Bauminseln: Um die größten, wertvollsten Bäume herum sollten Schutzinseln mit einem Radius von 3 Metern entstehen.
  • Flexible Modellierung der Retentionsmulden: Die nötigen Wasserregulationsmaßnahmen (Stichwort „Schwammstadt“) hätten um die Bauminseln herum geplant werden können.

„Unser Vorschlag hätte die Bedürfnisse der Stadt mit den Interessen der Natur und der Anwohner vereint“, betont Dubisch. „Doch unsere Anregungen blieben unbeantwortet. Stattdessen kam vom Bürgermeister die klare Aufforderung zur kompletten Räumung des Geländes.“

Ein Kahlschlag ohne Notwendigkeit

Für Pro Grün ist klar: Diese Vorgehensweise ist ein Paradebeispiel für verfehlte Stadtplanung. „Wir verlieren nicht nur wertvolle Bäume, sondern auch das Vertrauen der Menschen vor Ort“, so Dubisch. „Bäume, die über Jahrzehnte CO₂ gespeichert, Luft gereinigt und Schatten gespendet haben, werden binnen Stunden gefällt. Und das ohne einen gültigen Bebauungsplan. Wo ist da der Respekt für die Natur – und für die Bürgerinnen und Bürger?“

Ein Appell für die Zukunft

Pro Grün fordert die Stadt Paderborn auf, die Fällungen sofort zu stoppen und die Planungen gemeinsam mit Naturschutzverbänden und Anwohnern neu zu denken. „Das Barker-Areal bietet genug Raum für innovative Stadtentwicklung. Wir müssen nicht auf Kosten der Natur weitere Flächen erschließen“, erklärt Dubisch.
Der Verlust des wunderbaren Nadelbaums im „Winkelland“ ist für Pro Grün ein Weckruf. „Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Stadt schrittweise ihre grüne Seele verliert“, appelliert Dubisch abschließend. „Eine nachhaltige Stadtentwicklung erfordert Kompromisse und Dialog – keine Kettensägenpolitik.“

Gemeinnütziger Umweltschutzverein Pro Grün e.V. Paderborn
Dieter Dubisch, Vorsitzender