Die grüne Handschrift im ausgehandelten schwarz-grünen Koalitionsvertrag ist zweifellos deutlich zu erkennen aber reicht das wirklich?
Das Leuchtturmprojekt eines Nationalparks in der Senne, das Lieblingsprojekt der Grünen, ist – für Viele wohl kaum erwartet – tatsächlich hineingekommen. Es steht da, isoliert, unkommentiert, eigentlich wie ein Fremdkörper im Raum. Man spürt förmlich, wie die Zustimmung aus dem schwarzen Lager zwischen den dicht zusammengepressten Lippen widerwillig hervorgepresst wird. Es ist keine konkrete Aussage zum weiteren Vorgehen getroffen. Es bleibt zu befürchten, dass es wohl zunächst ein Leertitel bleibt, bevor es auch im Regionalplan seinen Niederschlag findet und dazu braucht es ein Bekenntnis von einer Mehrheit im Kreistag.
Begeisterung im grünen Herzen kommt jedoch auf beim Lesen, dass Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern öffentlicher Gebäuden zur Regel werden sollen, sogar verpflichtend vorgeschrieben bei der Vergabe von städtischen Grundstücken. Das ist der Weg in genau die richtige Richtung! Warum aber wird dieser Weg nicht auch fortgesetzt bei der Forderung eines Mindestbaustandards? Hier begnügt sich die neue Koalition mit KfW 55, einem Standard aus dem vorigen Jahrhundert. Der Rat der Stadt Frankfurt hat schon vor 15 Jahren einen Passivhausstandard beschlossen und seitdem fortlaufend weiter entwickelt und auch umgesetzt. Auch die Paderborner Grünen haben dies schon, wenn auch vergeblich, 2009 im Rat so gefordert.
Jetzt hatten sich die Grünen offenbar erneut nicht durchsetzen können, sondern nur einen Rabatt auf den Grundstückspreis erreicht. Warum nur? Wirkliche Klimaneutralität wird nicht dadurch erreicht, dass man sich ein eventuelles Plus aus Photovoltaik im Sommer für den Winter gutschreiben lässt, denn diese Energie ist in Zeiten der Dunkelflaute leider nicht in vollem Umfanf vorhanden und klimaschädigende fossile Energie wird zum Betrieb von Wärmepumpe und Blockheizkraftwerk benötigt. Nur die Kilowattstunde ist eine gute, die nicht erzeugt zu werden braucht.
Als häufig gebranntes Kind bin ich zwar skeptisch und frage mich, ob die vielen guten Ansätze im Vertrag auch tatsächlich ausreichen zur Umsetzung. Ich hoffe aber, dass die Praxisorientierung bei der Baumschutzsatzung richtig genutzt wird und dass die angestrebte Dach- und Fassadenbegrünung im Innenstadtbereich, die Regenwassernutzung und das 1.000-Bäume-Anpflanzungsprogramm auch wirklich umgesetzt werden. Die Nagelprobe für die versprochene Fassadenbegrünung kommt bereits bei den anstehenden Bauvorhaben an der Bahnhof- und an der Nordstraße.
Bei dem Neubau der Stadtverwaltung am Marienplatz wird nebulös ein Standard versprochen, der dem eines Passivhaus-Plus entspricht. Warum soll das Haus nicht nach den festgelegten Standards des Passivhaus-Instituts zertifiziert werden? Keine Aussage ist im Koalitionsvertrag getroffen zur klimafreundlichen Nutzung des alten Betonskeletts. Bedenkt man, dass im Hochbausektor über ein Drittel der bundesweit entstehenden Klimagase erzeugt wird, allein nur beim Beton CO2-Emissionen, die vergleichbar dem gesamten Flug- oder PKW-Verkehr sind, dann gilt es beim Bau des Stadthauses mit allen seinen Facetten genau hinzugucken.
Die Klimaschutzbeauftragte der UNO erklärt in diesen Tagen, dass wir weltweit auf dem „besten“ Wege sind, das angestrebte Ziel unter 2 Grad Temperaturerhöhung zu verfehlen. Setzen wir den beschrittenen Weg fort, würden wir bis zur Jahrhundertwende bei 3 Grad plus liegen, mit allen schrecklichen Konsequenzen.
Fritz Buhr