Wünsche eines parteilosen Grünen und Ehrenmitglieds von pro grün e.V. Paderborn an den neuen Paderborner Stadtrat

Ich weiß, dass nicht alle Blütenträume reifen können, doch einige könnten doch Wirklichkeit werden und im angekündigten Koalitionsvertrag der neuen schwarz-grünen Mehrheit im Paderborner Rat zum Erblühen kommen.

Mir stellt sich die spannende Frage, was den Grünen gelingt in den Koalitionsvertrag mit den Schwarzen hineinzubekommen:

  • einen Nationalpark in die Senne für die Zeit nach Aufgabe der militärischen Nutzung 
  • eine Baumschutzsatzung für die Stadt Paderborn
  • mehr Grün in die Stadt durch Baumpflanzungen und Fassadenbegrünung, für Stadtklima und sauberere Luft
  • die Nutzung von Regenwasser vom Dach für die WC-Spülung zumindest kostenlos stellen
  • flächendeckender Passivhausbau dort, wo die Stadt die rechtlichen Möglichkeiten hat dies zu fordern, und vieles andere mehr …

Bereits 2009 hatten die Grünen im Rat der Stadt – leider vergeblich – Passivhausbauweise für alle neu zu errichtenden öffentlichen Gebäude gefordert, dazu auch – wo immer möglich – im nicht-öffentlichen Bereich.

In Plassbergs „Hart, aber Fair“ erfuhren wir in der letzten Woche, dass Zement – und damit auch Beton – mit 6,6 % an dem CO2 Ausstoß in Deutschland beteiligt ist, etwas weniger nur als der gesamte PKV-Verkehr mit 8,5 %. Die Herstellung des besonders für Beton notwendigen Zements hat eine ähnlich hohe Klimaschädlichkeit wie der gesamte weltweite Flugverkehr. Annähernd 40 % der klimaschädlichen Gase entfallen auf den Gebäudesektor, allein etwa 5 % auf Warmwasser und Heizung. Diese wenigen Zahlen belegen, dass hier mehr geschehen muss, wenn wir in Sachen Klimawandel wirklich etwas tun wollen, Umsteigen aufs Fahrrad allein genügt nicht!

Einen besonderen Wunsch, den ich nicht nur an die 14 grünen Ratsmitglieder habe, sondern auch an alle „Neuen“ im Rat – und dass ist beinahe die Hälfte des Rates! -, dass sie sich des Themas Rathausneubau am Marienplatz noch einmal annehmen und es grundsätzlich in Frage stellen. Dafür könnte der oft zitierte Satz Berthold Brechts gelten, nach dem man nicht immer B sagen müsste, denn A hätte ja falsch sein können. Die schon damals problematische Entscheidung für den Verwaltungsneubau am Marienplatz und Abdinghof scheint mir in einer Nach-Corona-Zeit weder notwendig noch verantwortbar zu sein. Brauchen wir diesen zusätzlichen Platzbedarf noch, wenn Homeoffice weiter vermehrt praktiziert wird und ein weiterer Sprung in die Digitalisierung auch in Paderborn angekommen ist? Können wir uns dann den beschlossenen aber noch nicht gebauten 50-Millionen-Prachtbau noch leisten?

Ein niedrig-stockiger Verwaltungsneubau mit einer Kernsanierung des Gebäudeteils am Abdinghof könnte der Umgebungsbebauung mit den Linden am Marienplatz architektonisch eher angepasst werden, würde in Verbindung mit der Weiterverwendung der Stahlbetonstruktur am Abdinghof  (Kernsanierung Gebäudeteil C) bis zu 10 Mio. Euro billiger sein und zudem Unmengen an grauer Energie im Alt-Beton weiter nutzen und nicht neu erzeugtes CO2 in die Atmosphäre zu pusten. Nach überschlägiger Rechnung von Heinrich Knipping stecken in der Stahlbetonstruktur u. a. 3.200 t Beton, 2.500 t Kies, 700 t Zement, 200 t Stahl und 260.000 kg CO2 Äquivalent an grauer Energie. Soll das nun alles mit Ausnahme von Kies und Stahl für die Tonne sein und kosten- und energieaufwendig neu erzeugt werden?

Ich wünsche mir, dass solche und ähnliche Gedanken nicht nur im schwarz-grünen Koalitionsvertrag Eingang finden, sondern dass auch viele der neuen Ratsmitglieder sich solchen Fragen vorbehaltslos stellen und auch den Mut zu neuen Wegen finden.

Beitrag des Ehrenmitgliedes von pro grün e.V. Paderborn

Fritz Buhr 

Aus: Leserbrief zu den schwarz-grünem Koalitionsverhandlungen in Paderborn