Offener Brief an Bürgermeister Michael Dreier und die Fraktionen im Paderborner Stadtrat: Winkelland

Flächennutzungsplan und Bebauungsplan Winkelland

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dreier, sehr geehrte Fraktionsvorsitzende, 

die Mitgliederversammlung des gemeinnützigen Umweltschutzvereins pro grün e.V. Paderborn hat beschlossen, dass Politik und Verwaltung aufgefordert werden sollen, die Änderung des Flächennutzungsplanes und des Bebauungsplanes Winkelland zu stoppen. Bereits im Mai 2023 hat pro grün – gemeinsam mit Naturschutzverbänden BUND und NABU – seine Ablehnung in Form einer Einwendung eingereicht (siehe Anlage).

Begründung
Inzwischen hat sich die Lage auf dem Wohnungs- bzw. Grundstücksmarkt verändert. Auch ist die Situation bezüglich der Konversionsfläche Barker Baracks geklärt: Die Fläche befindet sich jetzt im Besitz der Stadt. Im Rahmen der ersten Offenlegung der Flächennutzungsplanänderung Winkelland im Jahre 2023 wurde zur Begründung des Wohnraumbedarfs die gutachterliche Stellungnahme des Instituts GEWOS auf Basis der Wohnungsbedarfsprognose aus dem Jahr 2019 herangezogen. Dieses Gutachten war seinerzeit Grundlage für die Zustimmung zu Winkelland. Durch die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt der letzten Jahre ist diese Grundlage nicht mehr gegeben. Es fehlen in der Argumentation der Gutachter u.a. die Prognosen über das zusätzliche Wohnraumangebot aus dem Konversionsareal Barker, aber auch die Wohnraumpotentiale, die von privaten Akteuren auf dem Wohnungsmarkt geschaffen werden.
Bevor neues Bauland erschlossen wird, muss erst mal das vorhandene Potential ausgenutzt werden. Ein Bauen im Bestand könnte ein beträchtliches Potenzial zur Schaffung zusätzlichen Wohnraums freisetzen, dies wird in Paderborn jedoch erst ansatzweise praktiziert; hier könnte die Stadt Anreize schaffen. Dieses würde sich auch finanziell lohnen, da keine neue Infrastruktur geschaffen und finanziert werden müsste.
Vor allem könnte durch eine gezielte Wohnraumakquise – nach dem Karlsruher Modell – preiswerter, vorhandener Wohnraum verfügbar gemacht werden, zu einem Bruchteil der Kosten des Neubaus.
In Paderborn gibt es bislang kein Leerstandskataster. Dieses würde deutlich machen, dass viel Wohnraum über lange Zeiträume nicht genutzt wird.

In Karlsruhe hat die Stadt dies aufzeigen können und damit auch den Hausbesitzern gezielt geholfen. So konnte die Stadt jedes Jahr 60 vorher leer stehende Wohnungen preisgünstig auf den Wohnungsmarkt bringen.
Es gibt weitere positive Beispiele in anderen Kommunen. Diese sind  z.B. auf der Plattform „Optiwohn“ nachzulesen.
Der Wohnflächenbedarf wird nicht immer weiter steigen. Spätestens in 20 Jahren werden viele Wohnungen und Einfamilienhäuser verfügbar sein. In vielen Häusern mit großen, familiengerechten Wohnungen leben ältere Menschen allein, weil die Kinder mittlerweile ausgezogen sind oder der Partner verstorben ist. Viele von ihnen würden ihre Wohnsituation gerne ändern. Hier könnte die Stadt vermittelnd unterstützen, dadurch kann notwendiger Wohnraum auf den Markt gebracht werden und somit eine weitere Versiegelung des Bodens im offenen Landschaftsraum reduziert werden.
Ein weiteres Argument betrifft die latente Personalknappheit in der Verwaltung. Es wäre sinnvoll sich auf die beschleunigte Realisierung des Zukunftsareals Barker zu fokussieren und die vorhandenen personellen Kapazitäten darauf zu konzentrieren!
Wir danken Ihnen im Voraus für die Berücksichtigung unserer Bedenken und stehen weiterhin bereit, an konstruktiven Lösungen mitzuwirken.

Dieter Dubisch

1. Vorsitzender pro grün e.V. Paderborn