Tag des Wassers 2021: Wie sieht es in Zukunft mit unserem Trinkwasser aus?

„Valuing Water“ – „Wertschätzung des Wassers“ lautete das Motto des diesjährigen Weltwassertages. Und wieder hat die UNO ein gutes Motto gewählt, denn Wasser ist bekanntermaßen unser wichtigstes Lebensmittel, ohne das wir nur wenige Tage überleben können. Da mutet es beinahe wie Blasphemie an, wenn wir bedenken, dass wir bestes Trinkwasser als preiswertes Vehikel für unsere Exkremente benutzen – für die Klospülung –  jeden Tag im Schnitt 30 Liter, etwa ein Viertel unseres täglichen Trinkwasserverbrauchs. Können wir uns das jetzt noch in Zeiten des Klimawandels leisten?

Seit über 10 Jahren verzeichnen wir ein jährliches Niederschlagsdefizit von mehr als 15 % und zudem kommt vieles der verminderten Menge noch als Starkregen herunter und geht damit auch bei oberflächigem Abfluss der Grundwasserneubildung verloren. An den kontinuierlich absinkenden Pegelständen der Grundwassermessstellen im Kreisgebiet – und nicht nur dort – lässt sich das immer deutlicher ablesen.

Das Niederschlagsdefizit im Jahresmittel geht einher mit höherer Verdunstung infolge des Temperaturanstiegs und einer Verlängerung der Vegetationsperiode und entsprechend höherem Wasserverbrauch und zudem noch einen vermehrten Wasserverbrauch in der Landwirtschaft, besonders über Beregnungsanlagen. Auch das eine Ursache für sinkende Grundwasserstände.

Pro grün fordert daher seit Jahren in der Landwirtschaft, im Gartenbau einschließlich Baumschulen bei Bewässerungsmaßnahmen einen sparsamen Umgang mit dem Wasser. In den Haushalten könnte das Brauchwasser aus Wasch- und Spülmaschine für die Toilettenspülung genutzt werden. Auch das Regenwasser vom Dach ließe sich dafür nutzen, denn das wird auch vorwiegend über das Regenwasserkanalsystem oberflächig abgeleitet und geht damit der Grundwasserneubildung verloren. Hier könnten das Land über das Landeswassergesetz und die Kommune, bei uns die Stadt Paderborn, etwa durch die Gebührengestaltung Einfluss nehmen auf einen sparsameren Wasserverbrauch und auch der Kreis als Untere Wasserbehörde könnte bei der Vergabe von Wasserrechten noch mehr regelnd eingreifen.

Eine Chance für einen sparsameren Umgang mit Trinkwasser hat Paderborn bei der jetzt begonnenen Überplanung der Konversionsfläche für das Barker-Quartier. Hier könnte auf einem 54 Hektar großen Areal, so groß wie die gesamte Innenstadt innerhalb des Inneren Rings, ein Trink-, Regen- und Abwassersystem gebaut werden, dass auf geringere Zu- und Abflüsse ausgerichtet ist. Ansätze zu einem solchen neuen, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Konzept im Wasserbereich deuteten sich in Äußerungen der Planungsbüros cityförster aus Hannover und Adept aus Kopenhagen an. Adept sprach von geschlossenen Wasserkreisläufen und cityförster forderte, dass das „Wasser vor Ort im geschlossenen Kreislauf gehalten werden“ sollte und Karres Brands vom niederländischen Planungsbüro sprach von „Nature Based Solutions“ und cityförster wollte zudem „mit Wasser einen spannenden Ort gestalten“. Die auswärtigen Planungsbüros versprechen für das Zukunftsquartier Barker bei der Konkretisierung ihrer Konzepte interessante und nachhaltige Vorstellungen zu entwickeln und anzubieten; hoffentlich erhalten sie dann auch die Chance es umzusetzen, damit nicht alles im alten Trott verbleibt.

Beunruhigend sind der Zustand und auch die sich abzeichnende zukünftige Entwicklung in der Landwirtschaft im Kreisgebiet in Bezug auf die Qualität des Grundwassers: Hier sind wir von einer verantwortungsvollen, nachhaltigen Bewirtschaftung weit entfernt. So wurde pro grün berichtet, dass des öfteren abends, in der Dunkelheit, Tankwagen mit niederländischen Nummernschildern Gülle auf Äckern abladen. Und das ist rechtens, solange der Grenzwert von 50 mg pro Liter eingehalten wird. Eigentlich ist dies ein Unding, denn diese Grenzwertsetzung ist nur eine politische Festsetzung.

„Noch verhindert“, so Reinhard Schäck vom Landesverband des NABU, „in weiten Teilen des Kreises Paderborn eine Eisensulfidschicht im Boden einen steilen Anstieg der Nitratkonzentration im Grundwasser. Das Eisensulfid bewirkt durch einen Reaktionsprozess einen Abbau des Nitrats, bevor es das Grundwasser erreicht. Ist das Eisensulfid aufgebraucht, was wahrscheinlich in naher Zukunft der Fall sein wird, ist ein steiler Anstieg des Nitratgehaltes im Grundwasser zu befürchten.“

Gänzlich unverantwortlich ist die gängige Praxis der Genehmigung von Hühnermastställen in Landschaftsschutzgebieten, dazu noch, wie in einem aktuellen Fall, unweit der Ems. Bei unter 40.000 Tieren muss der Kreis derartige Anträge genehmigen. Muss das flächenmäßig so kleine und häufig im Grundwasser bis an die zulässigen Grenzwerte belastete Deutschland Massentierhaltung bei Schweinen und Hühnern betreiben um das Fleisch gewinnbringend ins Ausland, etwa nach China, zu exportieren? In solchen Fällen müsste nach Auffassung der Naturschutzverbände der Staat regulatorisch eingreifen.

Ein Weiter-so sollte es beim Umgang mit unserem wichtigsten Nahrungsmittel nicht geben!

Fritz Buhr, pro grün e.V. Paderborn